ObertöneWas sind eigentlich Töne, Obertöne und Untertöne? Und welche Bedeutung haben sie in der Musik? Wenn Sie dazu mehr wissen wollen, finden Sie die wichtigen Grundlagen hier. TöneTöne sind Schallereignisse. Der Schall ist eine periodische Folge von Verdichtungen der Luft. Dabei bewegen sich die Luftmoleküle parallel zur Ausbreitungsrichtung der Schallwelle hin und her und geben dabei ihre Energie nach außen an die Nachbarmoleküle weiter.Die Frequenz der Schallwelle bestimmt die Tonhöhe, die Amplitude bestimmt ihre Lautstärke (Intensität) und die Wellenform bestimmt ihre Klangfarbe. Klangfarbe = ObertöneJeder natürliche Ton ist eigentlich ein Klang und besteht aus einem Grundton und einer Reihe von Obertönen, die über dem Grundton aufgebaut sind und die Klangfarbe bestimmen.Aufgrund der Klangfarbe können wir erkennen, von welchem Instrument, Gerät oder welcher Stimme der Ton stammt. Da jeder Mensch sein eigenes charakteristisches Obertonspektrum hat, können wir verschiedene gesprochene oder gesungene Stimmen überhaupt erst unterscheiden. Die ObertonreiheDie Obertöne sind nicht beliebig, sondern entstehen nach physikalischen Gesetzmäßigkeiten stets bei ganzzahligen Vielfachen der Frequenz des Grundtons. Diese lineare Reihe wird von unseren Ohren logarithmisch wahrgenommen, so dass der gehörte Tonabstand also immer kleiner wird. Der erste Oberton (doppelte Frequenz) ist eine Oktave über dem Grundton. Der zweite liegt eine Quinte über dem ersten Oberton, der dritte ein Quarte über dem zweiten. Dann folgt eine große und eine kleine Terz. Das folgende Intervall, etwas weniger als 1 1/2 Töne, kommt in unserem heute gebräuchlichen Tonsystem nicht vor. Die nächsten Obertöne haben Ganz- und Halbtonabstände und klingen, bis auf einige wenige Tonschritte, für uns vertraut.![]() Obertonskala zum Grundton C
blaue Noten = etwas tiefer als beim temperierten Tonsystem Wem es bei intensivem Hineinlauschen in einen Ton gelingt, noch höhere Obertöne wahrzunehmen, der wird die Mikrointervalle der indischen und orientalischen Musik entdecken. Die Obertonskala ist nach oben unbegrenzt: mit der mathematischen Schönheit einer (Quanten-)Hyperbel gelangt sie in immer kleineren Stufen zu hohen Frequenzen jenseits des menschlichen Hörvermögens. Gibt es auch Untertöne?Mit derselben Gesetzmäßigkeit, die bei Vervielfachung der Frequenz zu Obertönen führt, erzeugt man durch ganzzahlige Teilung (1/2, 1/3...) der Schwingung die Untertöne. Das kann man selbst ausprobieren, indem man ein Blatt Papier seitlich an eine schwingende Stimmgabel hält: das Papier, zu träge, um jede Schwingung mitzumachen, vibriert in langsamerem Tempo und lässt dabei Untertöne enstehen. Variiert man die Berührungsstelle der Stimmgabel am Papier, erklingen verschiedene Untertöne, und zwar aus der Moll-Tonleiter!Auch die Untertonreihe ist unbegrenzt: sie führt zu immer tieferen Schwingungen mit immer langsamerem Rhythmus, und weist letztendlich in die Zeitlosigkeit. Obertöne in der Musik"Musik besteht aus Tönen, Harmonien, Klängen, Rhythmen - und vor allem aus Obertönen! Sie sind das eigentlich raumschaffende Element der Musik."Joachim-Ernst Berendt Musik wirkt in vielfältiger Weise auf den Menschen. Während der Rhythmus den Körper zum Mitschwingen bringt und die Melodien besonders den Geist ansprechen, schaffen die Obertöne eine direkte Verbindung zum Inneren, der Seele. Ursprünglich haben die Obertöne weltweit zu jeder Musik dazugehört. In den asiatischen und afrikanischen Musiktraditionen hat sich das bis heute erhalten. Der westlichen Musik ist dieser Bezug aber während der letzten 600 Jahre weitgehend verloren gegangen, da sich hier die Aufmerksamkeit ganz den Melodien zuwandte. Erst im 20. Jahrhundert begann man sich wieder für die Klangfarben zu interessieren. Sowohl die Öffnung für die Weltmusik als auch die Technik der synthetischen Klangerzeugung haben in den letzten Jahrzehnten fast spielerisch zu einer weit reichenden Rückkehr von Obertönen in die neue Musik geführt. Das Wissen über die Wirkungen der Klangfarben muss in der westlichen Musik aber wohl erst wieder neu erfahren und erlernt werden. Ausgewählte Links |