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Die vielen Grenzsteine im Regionalpark Rosengarten - eine Dokumentation

Im weitläufigen Mischwald im Regionalpark Rosengarten südlich von Hamburg gibt es mehrere Forstgrenzen, die zu verschiedenen Zeiten ab dem 15. Jahrhundert ‘versteint’, d.h. mit Grenzsteinen markiert* worden sind. Allein im Rosengartenwald gab es vier versteinte Grenzlinien; von den dort aufgestellten ca. 247 Grenzsteinen sind heute noch ca. 160 Steine zu sehen. Diese Seiten sollen nicht nur auf diesen erhaltenswerten Schatz aufmerksam machen sondern auch umfassende Informationen zu diesen Grenzsteinen katalogisieren.

Versteinte Grenzen, die auf diesen Seiten dokumentiert sind, sind 1. die Steine aus dem 15. Jahrhundert, 2. die Ostgrenze vom Rosengartenwald, 3. die Westgrenze sowie 4. die Südgrenze. Darüber hinaus werden andere Grenzen im Regionalpark Rosengarten erwähnt, die einst mit vielen Grenzsteinen markiert wurden, die aber heute kaum noch vorhanden sind (s. “Andere Steine”).


Die Grenze aus dem 15. Jahrhundert

Die ältesten dieser Grenz- bzw. Schedelsteine, aus dem 15. Jahrhundert, sind von Herrn Werner Voß (Sottorf) ausführlich dokumentiert. In seinen Aufsätzen zeigt er wie die noch vorhandenen 20 Steine, mit verschiedenen eingemeißelten Symbolen versehen, die Besitzverhältnisse der Wälder vor Ort sichtbar machten (Alte Grenzsteine und Erdhaufen: Aufschlüsse zur Geschichte von verdisch-bremischen Stiften, Klöstern, Dörfern und Wäldern im Raum Rosengarten”). Ein Bericht in den Harburger Anzeigen und Nachrichten, “Reichtum der ganz besonderen Art”, liefert Informationen zu diesem Thema.  Diese alten Steine sind im Rosengarten Wald zwischen Leversen (Am Mergelberg) und dem Neugrabener Weg (nördlich der Rosengartenstraße) zu sehen. Zwei Steine (Nr. 15 und Nr. 22 nach dem Numerierungsschema von Herrn Voß) sind verschollen und einige sind im teilweise dichten Wald schwer zu finden, aber die Steine 12 (unweit der Gross-Modder-Eiche in Sottorf) bis 21 (in Leversen) stehen neben Wald- bzw. Feldwegen und sind ein sehr lohnenswertes Ausflugsziel (Weglänge dieses Abschnittes knapp 2 km). Ein besonders schönes Beispiel auf dem Feldweg “Am Mergelberg” in Leversen (20) ist hier abgebildet. Siehe auch Übersicht des Grenzverlaufs der S-Steine.

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Schedelstein (Nr. 20) aus dem frühen 15. Jh. Das Stielrostzeichen belegt das Besitztum des Alten Klosters zu Buxtehude.


Die ‘Ostgrenze’ (nach oben)

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Der Sieverserer Stein   (No. I) markierte das südliche Ende  von der Ostgrenze zwischen dem Staatsforst und des Bauerwalds.

Wesentlich jünger aber dennoch von historischem Interesse ist die versteinte östliche Staatsforstgrenze zwischen Langenrehm und Neugraben, d.h. zwischen dem so genannten “Sieverser Stein” (links) und seinem Ebenbild, dem Moisburger Stein,(rechts), auch “Moisburger Amtsstein” genannt, (s. Hedinger)  an der hamburgischen Grenze. Diese Reihe wurde 1750 aufgestellt und markierte die Grenze zwischen dem Staatsforst (damals vom Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg) und dem Bauernwald, die 1749 vereinbart und in 1750 ratifiziert wurde.
Von den ursprünglich 65 Steinen sind heute 32 zu sehen, die dem engagierten Wanderer einen interessanten Spaziergang von ca. 5,9 km durch den herrlichen Wald im Rosengarten bieten. Diese Forstgrenze ist hier beschrieben; eine Übersicht des Grenzverlaufs ist auch vorhanden. Die Grenzsteine zwischen den End-Steinen sind Findlinge mit römischen Ziffern durchnummeriert und tragen zudem auch das Wolfsangelzeichen (s. auch das Bild von Stein Nr. XXIII unten). Bei dieser Dokumentation wird diese Grenze die “Ostgrenze” bzw. die “1750er Grenze” genannt.

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Der Moisburger Stein   (No. LXV) markierte das nördliche Ende sowohl von der Ost- als auch von der Westgrenze des Staatsforstes.


Die ‘Westgrenze’ (nach oben)

Eine weitere Reihe von eingravierten Findlingen befindet sich entlang der westlichen Grenze des Staatsforsts. Sie beginnt mit einem imposanten Grenzstein neben der Rosengartenstraße (rechts) und endet, wie die Ostgrenze, am  Moisburger Stein. Die Steine dieser Grenze, fast ausschließlich Findlinge, sind mit arabischen Ziffern nummeriert. Von den ursprünglich 87 Steinen, die an der Westgrenze nach dem Recess (Vereinbarung) von 1751 aufgestellt wurden, sind heute noch 74 zu sehen, wovon 12  noch nicht eindeutig identifiziert werden konnten.

Die Westgrenze erstreckt sich über ca. 8 km.

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Stein No. 1 der Westgrenze des Staatsforstes, neben der Rosengartenstraße (K52), mit Wolfsangel.


Die ‘Südgrenze’ (nach oben)

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Stein Nr. 28 der Südgrenze

Südlich von der heutige Rosengartenstraße (K52) erstreckt sich eine vierte versteinte Forstgrenze, hier die “Südgrenze” genannt. Sie beginnt neben dem Sieverser Stein und verläuft westlich und südlich am Waldrand bis zum Anfang vom Stuvenwald. Sie bestand ursprünglich aus 30 kleinen Granitstelen, die mit einer laufenden Zahl (von 1 bis 30) sowie einem Wolfsangelzeichen inskribiert wurden. Heute sind 25 dieser Steine bekannt. 


Abfindungen (nach oben)

Noch jünger sind andere Grenzsteine, die der aufmerksame Wanderer im Staatsforst Rosengarten sehen wird. Diese sind nicht so imposant wie die oben beschrieben Steine der Ost- bzw. Westgrenzen, aber sie belegen diverse Verschiebungen der Forstgrenzen im Laufe der Jahrhunderte. Auf dem Stein (rechts) ist die Jahreszahl “1865”  unter der Wolfsangel zu lesen. Dieser Stein steht gut erreichbar ca. 100m westlich vom Parkplatz an der Gross-Modder-Eiche und markiert eine Abfindung zu Gunsten der Bauern von Sottorf im 19. Jahrhundert. Ähnliche Abfindungen wurden mit Sieversen, Elstorf und Schwiederstorf, Vahrendorf sowie Alvensen ausgehandelt. Auch diese späteren Grenzen sind auf der Seite “Karten+KML” zu sehen.

 

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Die Wolfsangel (nach oben)

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Die so genannte Wolfsangel (hier auf Stein Nr. XXIII der Ostgrenze) ist auf fast allen Grenzsteinen im Regionalpark Rosengarten zu sehen. Eine Ausnahme bildet die älteste Grenzsteinreihe, wo sie sich lediglich auf zwei der 20 Steine befindet; vielleicht wurde sie sogar dort auch später eingemeißelt.


Die Bedeutung von Dokumentation (nach oben)

Leider geraten die Steine manchmal buchstäblich unter die Räder der gewaltigen Forstmaschinen bzw. werden von gefällten Bäumen überdeckt (s. unten). Diese Dokumentation soll u. A. dazu führen, dass diese Grenzsteine nicht in Vergessenheit geraten, sondern für die heutige und die nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Es folgt ein Beispiel:

In seinem “Kurzinventar” von 1972 hat Dr. Hans-Walter Hedinger den Stein 85 der Westgrenze an dieser Stelle (1) dokumentiert. Im Laufe der Jahre seit 1972  haben Äste, Laub und Gestrüpp diese Stelle komplett zugedeckt (1-3). Ohne Hedingers Dokumentation hätte man hier nicht gesucht (4-6) und so wäre dieser Stein evtl. für immer verloren gegangen. Auch Wolf-Rüdiger Wendts “Privates Kataster der Hamburger Grenzsteine” hat hier große Bedeutung.

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5

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3

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6


Grenzmale (nach oben)

* Forstgrenzen wurden nicht nur durch Steine, sondern auch verschiedentlich durch Erdhügeln, Holzpfählen und Gräben gekennzeichnet. Der Auswurf der Gräben wurde zum Schutzwall, wodurch sich heute solche Grenzen von ausgetrockneten Bachläufen unterscheiden lassen. Als Beispiel: In der Abfindung zur Forstteilung zugunsten von Sieversen, die König Georg II. in April 1750 in St. James Palast in London unterzeichnete, wurde wie folgt veranlasst:

 “. . . wie denn auch vorgemeldete Gräntzen vorerst mit Hügeln und Pfählen bezeichnet worden, und nach erfolgter Ratification mit Gräntz Steinen bemarcket werden sollen.”

Häufig wurde ein Grenzstein auf den vorher errichteten Hügel platziert, wie bei Nr. 21 der Westgrenze (rechts) zu sehen ist:

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Karten und tabellarische Aufstellungen der GPS- u. UTM-Koordinaten

Eine Übersichtskarte der Forstgrenzen (mit Zugang zu KML-Dateien für Google Earth) ist hier zu sehen.

Links zu den tabellarischen Aufstellungen der verschiedenen Grenzen

Die östlichen Grenzsteine von 1750

Südliche Forstgrenze

Die ältesten Grenzsteine aus dem 15. Jh.

Neuer Verlauf nördlich vom Sieverser Stein

Aufstellung der westlichen Grenzsteine, zwischen der Rosengartenstraße  und dem Moisburger Stein