Panorama_02
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Die versteinte Ostgrenze zwischen Staatsforst und Bauerwald

Diese Seiten dokumentieren die ursprünglich 65 Grenzsteine aus dem Jahre 1750, die die damalige Forstgrenze zwischen Sieversen im Süden und Neugraben im Norden markierten. Diese Grenze trennte den ’Staatsforst’ (d.h. damals vom Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg) von dem Bauernwald und markiert die Ostgrenze vom Staatsforst. Diese Grenzsteinreihe befindet sich im heutigen Regionalpark Rosengarten und bietet  eine interessante Wanderung von fast 6 km durch den Wald und durch die Geschichte. Die Westgrenze ist ebenfalls ‘versteint’ und ist hier dokumentiert.

Die Grenzsteine sind auf der zum Bauernwald gerichteten Seite mit eingemeißelten römischen Ziffern, von 1 bis 65, d.h. I bis LXV (mit davor gestelltem “N” = “Numero”) durchnummeriert; sie tragen zudem ein liegendes Wolfsangelzeichen (s. rechtes Bild unten), das zum Staatsforst zeigt.*

Die Reihe beginnt mit dem Sieverser Stein (No. I, unten links), nahe der Rosengartenstraße, und endet mit dem Moisburger Stein (No. LXV, d.h. 65, mittleres Bild, auch “Moisburger Amtsstein” genannt) am Neugrabener Holz. Dazwischen konnten bis dato weitere 32 der ursprünglich 63 aufgestellten Grenzsteine identifiziert werden. Zwei weitere Steine (Nr. 50 und Nr. 64) sind vergraben bzw. versandet; ihre jeweilige ungefähre Position ist bekannt.

Entlang dieser Forstgrenze sind im Laufe der Jahre mehrere Lücken entstanden (s. tabellarische Aufstellung), z.B. zwischen II und VII (4 Steine), VII und XIV (6 Steine), XXVIII und XXXII (3 Steine) und zwischen XLI und XLIX (7 Steine). Die letztgenannte Lücke weist aber fünf kleinere Grenzsteine auf. Sie tragen die Zahlen 41, 42, 43, 45 und 47 und markieren den veränderten Grenzverlauf nach einer späteren Grenzverschiebung im 19. Jahrhundert. Bilder dieser Grenzsteine sind auf einer weiteren Seite zu sehen. Die ursprünglichen Steine 42 bis 48, die an der heutigen Straße “Am Rosengarten” zwischen Sottorf und Alvesen bzw. am Feldrand aufgestellt waren, sind vermutlich abtransportiert bzw. anderweitig verwendet worden.

Sieverser Stein

Der Sieverser Stein (No. I)

65_N-LXV Moisburger Stein

Der Moisburger Stein    (No.LXV)

23_N_XXIII_reverse

Die so genannte Wolfsangel (hier auf Stein No. XXIII)

Die abgebildeten Sieverser und Moisburger Steine sind aus Sandstein und tragen, zusätzlich zur eigenen Nummer (fehlt beim Sieverser Stein) von unten: die liegende Wolfangel, darüber die Jahreszahl (“ANNO MDCCL” d.h. 1750) sowie das Monogramm des damaligen Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg (Hannover), der auch in Personalunion König Georg II von Großbritannien war. Das Monogramm besteht aus den ineinander geflochtenen Buchstaben “G” und “R” (Georgius Rex) sowie der Zahl “2”, römisch “II”. Die obere rechte Ecke vom Sieverser Stein  ist abgebrochen, evtl. bei einer späteren Grenzverschiebungen; so fehlt auch die Ziffer “I”.

Auf der Rückseite des Moisburger Steins ist der Text “Amt Moisburg” zu lesen (s. Aufstellung).

Wie in einem Aufsatz von Werner Voß aus Sottorf zu lesen ist (s. unten), wurden diese beiden Steine, einem Vorschlag von dem Förster Weibgen aus Emsen folgend, erst 1754 aufgestellt:

“Ich habe letzhin zu Carockbostel vor der Mühle einen von dasiger Reparatur übrig bliebenen Sandstein von 6 bis 7 Fuß gesehen, daß selbiger recht gut zu derer noch fehlenden Eck-Grentze-Stein einem sich schicket. Wie nun meines Davorhaltens, wenn auch in der Forst-Versteinung alle Menage der Kosten gesucht werden sollten, dennoch anzuraten, daß (1) unten beim sogenannten Schwartzen Sohl, allwo beider Ämter Forstgrenzen zusammentreten, und (2) hinter Langenrehm, an Claus Lühmanns Land ein solcher Sandstein mit des Königs Namen und der Jahreszahl zu setzen.” 12.1.1754 HStA., Hann 74 Harburg, Nr. 2321.

Quelle: “Alte Grenzsteine und Erdhaufen: Aufschlüsse zur Geschichte von verdisch-bremischen Stiften, Klöstern, Dörfern und Wäldern im Raum Rosengarten”, Werner Voß, 1999, 39 Seiten.

Der Moisburger Stein wurde 1933 von seiner ursprünglichen Stelle auf der Ostseite des Forstweges zur heutigen Position versetzt (s. Hamburger Fremdenblatt vom 4.1.1934). Auch der Sieverser Stein steht heute an anderer Stelle, ca. 170 m entfernt von seiner ersten Position (s. Schering-Karte von 1858/59 und 1878).

Die Steine mit den Nummern 58 bis 61 sowie 63 wurden im Juli 2012 im Rahmen von Instandsetzungsarbeiten an den Forstwegen in der Neugrabener Heide neu aufgestellt.* Sie waren im Laufe der Jahrhunderte vom Grenzwall in den Grenzgraben gefallen, wo sie leicht zu übersehen waren; jetzt sind diese schön gemeißelten Findlinge gut sichtbar.

Vor dem Helms Museum in Hamburg-Harburg steht ein großer Grenzstein mit der Inschrift “N I MDCCL”, d.h. “Nr. 1 1750” (s. unten). Könnte dieser Stein der ursprünglich erste Stein der 1750er Grenze sein, der in 1754 durch den heutigen “Sieverser Stein” ersetzt wurde? Evtl. aber stand er im Haake-Wald bei Harburg. Leider gibt es dazu noch keinen eindeutigen Beleg.

No-1_Helms_IMG_1723

Grenzstein vor dem Helms-Museum in Hamburg-Harburg

* Die Steine N 58 bis N 61 sowie Nr. 63, die teilweise als Grenzsteine fast nicht mehr zu erkennen waren, wurden am 17. Juli 2012, im Rahmen von Forstwegsanierungsarbeiten entlang der Hamburger Landesgrenze, bewusst mit der ‘falschen’ (aber viel fotogeneren) Seite nach Westen, d.h. zum Staatsforst zeigend, neu aufgestellt. So sind sie vom Forstweg zwischen Neugraben und Alvesen (Rüderstieg) sehr gut zu sehen.

Links zu den tabellarischen Aufstellungen der verschiedenen Grenzen

Die östlichen Grenzsteine von 1750

Südliche Forstgrenze

Die ältesten Grenzsteine aus dem 15. Jh.

Neuer Verlauf nördlich vom Sieverser Stein

Aufstellung der westlichen Grenzsteine, zwischen der Rosengartenstraße  und dem Moisburger Stein